Anlässlich des 65-jährigen Bestehens des Parks eröffnet Swissminiatur einen neuen Themenbereich, der der Kunst und Kultur gewidmet ist. Ab heute, dem 3. Juni 2024, kann man die Installation „Un sacchetto, per favore?“ der lokalen Künstlerin Marisa Casellini bewundern, die 2015 geschaffen wurde und den Erinnerungen an ihre Schwester Gabriella Bernasconi Walker gewidmet ist.
Die Worte der Künstlerin, Marisa Casellini
Die Installation interpretiert eine wahre Geschichte, die meine Schwester Gabriella Bernasconi Walker (1952-2015) bei einer ihrer Missionen in Afrika erlebt hat.
Die Geschichte erzählt von einem afrikanischen Kind, das jeden Morgen vierzig Minuten zu Fuss gehen muss, um Wasser zu holen und zurück. Als Behälter verwendet er eine Plastiktüte, die wir wegwerfen und die die Umwelt verschmutzt.
Recycling-Säcke mit Skulpturen unterstreichen das menschliche Drama in jeder Hinsicht: Umweltverschmutzung, Armut, Freude für wenige und Tragödie für andere, einschliesslich Gewalt aller Art, Kriege und Zerstörung.
Anlässlich des fünfundsechzigjährigen Bestehens der Swissminiatur wurde das Konzept der Arbeit „Un sacchetto, per favore?“ mit einer konkreten Installation weiterverfolgt.
Das Werk soll ein sensibles und gewissenhaftes Zeichen von Swissminiatur für einen universellen Blick auf die enormen Probleme des Planeten sein.
Un sacchetto, per favore? (Eine Tasche, bitte?)
In einem afrikanischen Land hat ein Junge eine Plastiktüte, ähnlich wie die von Migros oder Coop, aber mit Rührei. Ihre Transparenz ist undurchsichtig und streifig geworden, so dass sie für uns wie eine hässliche, alte Plastiktüte aussieht. Unsere sind neu, weiss, gelb, jeden Tag ein anderer.
Am Abend hängt der Junge die Tasche sorgfältig zum Trocknen auf eine Leine, denn wenn sie kaputt ist, wird sie nicht mehr gebraucht. Ein kleines Loch und es müsste ersetzt werden. In diesen Gebieten ist es nicht einfach, mehr Plastiktüten zu finden. Wer eine hat, behält sie. Es ist zwar möglich, gebrauchte Exemplare zu kaufen, sogar zu einem guten Preis, aber nicht oft. Die Passanten haben sie, aber sie kommen nur selten. Für jeden Ausländer gibt es viele Bewerber. Mit dieser Tasche läuft der Junge jeden Morgen 40 Minuten von seinem Haus zur nächsten Wasserstelle. Er steht in der Warteschlange und wartet geduldig, bis er an der Reihe ist. Nachdem er sich an Ort und Stelle gewaschen und mit den anderen Jungen gespielt hat, füllt er seine Tasche mit Wasser. Der Junge ist daran gewöhnt, er weiss genau, wie viel Wasser in seinen zerbrechlichen Behälter gelangen kann.
Der Junge setzt seinen Weg mit den anderen fort, die wie er jeden Morgen vom Dorf zur Wasserquelle gehen. Er transportiert seine Last mit grosser Sorgfalt, und zu Hause angekommen, hängt er den Sack voller Wasser mit bewährter Geschicklichkeit an die Wand. Jeder wird sich sparsam bedienen. Jeden Tag wird auf diese Weise der improvisierte Tank, der den täglichen Bedarf für ihn und seine Familie darstellt, sichergestellt.
Was ist mit der Schule? Er ist nicht immer für das Wasser zuständig. Morgen ist seine Schwester an der Reihe, heute ist sie in der Schule, morgen wird er in den Unterricht gehen. Sie wechseln sich ab, ein Tag Wasser, ein Tag Schule. Andere haben grössere Behälter mit einer Verschlusskappe. Sie können schneller laufen. Manchmal schaffen sie es, die morgendliche Wasserversorgung vor Unterrichtsbeginn zu erledigen. Der Junge in dieser Geschichte kann das nicht und geht deshalb jeden zweiten Tag dorthin.